Langsam, mit gemessenen Schritten trat Godot auf Kenshin zu, bis er genau vor ihm stand. Das Visier Godots öffnete sich und hervor kam ein gemütliches Gesicht, welches jeder mit einem netten und freizügigen Menschen assoziieren würde.
„Weißt du schon, wer gestorben ist?“, fragt er ihn.
Meint Paul: „Mir ist jeder recht!“
Langsam, mit gemessenen Schritten trat Godot auf Kenshin zu, bis er genau vor ihm stand. Das Visier Godots öffnete sich und hervor kam ein gemütliches Gesicht, welches jeder mit einem netten und freizügigen Menschen assoziieren würde. Kenshin’s Zittern verstärkte sich noch, als sich die rechte Faust, die, wie gerade jetzt Torû erkennen konnte, riesig und, interessanterweise, grün war, um Kenshin’s Kehle schloß. Dann hob Godot Kenshin in Augenhöhe, sein Mund öffnete sich und nadelspitze Zähne traten hervor, wuchsen geradezu aus dem Mund heraus. Godot hob sein anderen Arm, unterarmlange Klauen traten aus den Fingerspitzen hervor und langsam, ganz langsam führte er die des Zeigefingers an das linke Auge Godot’s heran. Angstschweiß perlte Kenshin’s Stirn hinab und immer noch konnte er sich nicht bewegen.
Dann drückte Godot zu und eine rot – weiße Masse lief aus der Augenhöhle die Wange hinab. Irgendwie schafft es Kenshin trotz der Schmerzen den Griff Godot’s zu sprengen, dann fiel er zu Boden…und lachte.
Lachte hämisch als er seinen rechten Arm hob, indem das Schwert des Wassers lag. Godot’s Blick zuckte an seine Seite, tatsächlich, das Schwert war weg. Sein Visier schloß sich wieder und er ging in Verteidigungsposition.
Kenshin grinste während er das Schwert ein wenig durch die Luft wirbeln ließ. Unglaublich ausgeglichen, dachte er. Blut aus seiner Augenhöhle tropfte im Sekundentakt zu Boden, ihm war klar, dass er, selbst wenn er den Kampf gewinnen sollte, nicht mehr lange zu leben hätte. Mit einem Kampfschrei sprang er vor und hieb nach Godot’s Kopf, der allerdings duckte sich weg und zerschnitt Kenshin’s Brust mit seinen Klauen. Trotzdem drang klein Schmerzensschrei aus Kenshin’s Brust als er zurück und gleich wieder vorsprang, das Schwert wieder über seinen Kopf erhoben. Godot versuchte noch auszuweichen, doch er war zu langsam. Das Schwert schlug durch die Rüstung in seine Schulter ein. Blut spritzte und vermischte sich auf Kenshin’s Gesicht mit seinem eigenem.
Kenshin ließ sich längs zu Boden fallen und wirbelte so durch die Luft, dass seine Ferse in Godot’s Kniekehle traf. Kurz knickte er ein, konnte sich aber auffangen, bevor etwas für ihn gefährliches geschah.
Dann zuckte ein beißender Schmerz durch Kenshin’s Fuß und er zog ihn schnell zurück. Was er sah ließ ihn vor Wut und Überraschung aufschreien. Die gesamte Ferse war einfach weg, wie…abgebissen. Godot lachte höhnisch auf und stach nach Kenshin’s Kopf. Noch einmal konnte er sich durch Wegrollen retten.
Er sprang aus dem Liegen in die Knie und das Schwert biß sich in den Hals Godot’s. Sein Lachen verklang, als er Blutstropfen die Klinge hinunter perlen sah: „Du…Dreckskerl!“ Er hieb wieder zu und das Schwert flog, mit der Hand am Griff, im hohem Bogen davon.
Kenshin saß nun wirklich auf seinen Knien. Sein Blick war zu Boden gesenkt und mit seiner noch vorhandenen Hand hielt er den Armstumpf, aus dem im dunklem Rot sein Blut pulsierte.
Dann hob er den Kopf und sah mit festem Blick in Godot’s Augen: „Ja, ich sterbe. Das war mir schon vorher klar. Und doch, dich nehme ich mit!!“ Mit diesen Worten sprang er auf, eins der Wurfmesser ziehend und drückte es in Godot’s Hals, durch die vorher entstandene Lücke. Mit aller Kraft presste er es vorwärts, während Godot ob der Wucht der Stoßes zurücktaumelte. Beide sahen sich in die Augen und Kenshin hörte am Rande des Bewußtseins, als das Maul in Bauchhöhe sich wieder öffnete und ein großes Stück seines Magens herausriß, wie Torû vor Gram und Wut schrie. „Warum ist er wütend?“, fragte sich Kenshin, „Schicksal ist doch Schicksal.“
Markus zog, Hannes im Schlepptau, nun schon seit einiger Zeit über die Welt, auf der Suche nach anderen Magierschulen oder, noch besser, alten Bekannten aus ‚Kasshin‘. Kein Mensch und auch sonst nichts wusste, wo sie hin waren. Wo waren Sylwia, Chentu, Sensei und die anderen? Wo war Torû?
Er wachte auf un streckte sich, noch im Bett einer heruntergekommenen Absteige liegend. Etwas krabbelte über den schief stehenden Nachttisch und er schlug zu. Ein Knacken ertönte, als der Panzer der Wanze zerbrach.
Mit einem Seufzen rollte er sich aus dem Bett und erhob sich. Im Club gegenüber, wo er jemanden treffen sollte, der anscheinend mehr über das Schicksal seiner Freunde wusste, sollten heute abend wieder einige Liveauftritte sein. Haven, Children of a metallic Guardian und einige andere unbekannte Bands. Er wusste sicher, dass er vor dem Auftritt des Topacts, namentlich eben Haven, sich nicht rübermühen musste und sein Gefühl sagte ihm, dass Hannes ebenfalls nicht stören würde. Der hatte genug damit zu tun Geld für Frauen und Alkohol auszugeben. Wieder seufzte Markus, früher hatte er es fast genauso gehalten und heute?
Er lächelte als er sich vorstellte, wie sehr er sich verändert hatte. Nach einigen Liegestützen und Sit – Ups setzte er sich im Schneidersitz auf das Bett und schloß die Lider. Sein geistiges Auge raste über diese Welt und suchte nach einer Spur, nach einem Zeichen seiner Freunde. Er brauchte sie, brauchte ihre Hilfe, vor allem brauchte er sie bald. Von diesem Problem abgesehen war alles organisiert, jeder seiner Verbündeten stand bereit. Und doch, er wiederholte den Gedanken seit damals immer wieder, ohne seine Freunde war sein Vorhaben zum Scheitern verurteilt.
Der Tag verging in Meditation und am Abend schlugen plötzlich Markus‘ Augen auf. Er bewegte seine Füße und hätte beinahe aufgeschrien. So lange ohne sich zu bewegen zu sitzen verkrampft eben die Muskeln. Er machte einige Dehnübungen und trat, nach Aufnahme seines Rucksacks, an die Tür. Knarrend öffnete sie sich und mit einem schnellem Schritt trat er aus dem Zimmer, danach schloß er die Tür ab und verstaute die Schlüßel tief in seiner Hosentasche. Aus Hannes‘ Zimmer drang lautes Schnarchen, also konnte er wohl wieder auf ihn verzichten. Besser gesagt, er musste es.
Durch den schmutzigen Flur, dessen Wände mit halbintelligenten Slogans vollgesprayt war, ging er zu Treppe und stieg diese vorsichtig hinab. Sein „Training“ früher, zu Hause, machte sich in solchen Absteigen bezahlt.
Ein Ventilator brummte und Mister Tenquo, wie sich der Manager dieses…Etablissements nannte, schlief über den Tresen gebeugt.
Kurz sprintete Markus los und aus der Haupttür hinaus. Blicke nach rechts und links vergewisserten ihn, dass die Straße frei war und kurzentschlossen überquerte er sie. Dann stand er vor dem ‚Hell’s Kitchen‘, die Bar, in der er seinen Informanten treffen wollte.
Ein großer, vermutlich etwas zurückgebliebener, blondhaariger Mann stand vor ihm: „Was willste?“ Gelangweilt popelte er in der Nase. „Rein“, erwiderte Markus und ging ohne zu halten an dem Typen vorbei. Dieser fuhr herum und legte seine Hand auf Markus‘ Schulter, zog ihn zurück. Markus blickte auf die Hand: „An deiner Stelle würde ich dich sehr schnell wegnehmen.“ Der Große grinste kurz, bis er auf die Knie sank vor Schmerzen wimmernd. Markus hielt seine Hand leicht verdreht fest: „Ich hab’s dir doch gesagt!“, lächelte, warf etwas Geld vor den Rausschmeißer und ging weiter.
Tausend Jahre sind vergangen
Das Reich, es liegt in Trümmern
Wer erahnte schon eigenes Denken
In der dumpfen Masse
Eine tiefe Stimme „sang“ (es war eher ein Grunzen) den Begeisterten vor der Bühne ihren Text herunter.
Eine Welt in Trümmern
Eine Nation im Sterben
Meine Gabe ist der Tod
Meine Freude sind die Leichen
Sie flehen um Erbarmen
Noch nie hab ich dies gewährt
Warum sollte ich es nun?
Markus sah sich um Nirgendwo war etwas Bekanntes zu entdecken. Unvorsichtig schob er sich durch die Menge, rempelte hier mal jemanden an oder stieß dort einen anderen weg, bis er zur Theke gelangte: „Bier!“
Der Wirt nickte und holte eine Flasche unter dem Tresen hervor.
Die Luft war kalt
Die Sonne schien hell und strahlend
Ein falsches Wort
Ein Hieb von mir
Dein linker Arm lag vor mir auf der Erde
Abgetrennt vom Stein in meiner Faust
Deine Augen strahlten vor Angst
Dein Mund öffnete sich
Zum stummen Schrei
Ich schlitzte dir die Kehle auf
Das nächste Lied hatte schon begonnen und nachdem Markus die Flasche in der Hand hielt drehte er sich um und lehnte sich gegen den Tresen. Von hier hatte er einen guten Blick auf die Bühne. 5 junge Männer standen darauf, er erkannte die Zusammensetzung der Band: ein Drummer, ein Bassist, 2 Gittaristen und einer am Keyboard. Nichts außergewöhnliches in dieser Zeit, allerdings waren die Texte ungewöhnlich.
Blut quillt hervor
Aus den Stümpfen
Wo einst ihre Beine waren
Ein Fleischerbeil in meiner rechten Hand
Grinse ich auf sie hinab
Worte sprudeln, angsterfüllt
Die Freuden des Todes
Waren dann vergangen
Ich fühle nun nichts mehr für die 13
Die durch meine Hand starben
Markus lächelte, als er sich an früher entsann, an eine von Thomas‘ Lieblingsbands. Sie hatte solch ähnliche Texte genutzt. Ihm fiel nicht mehr ein wie ihr Name gewesen war. Dann, erst jetzt, drangen die Worte wirklich in sein Gehirn. Er kannte es!
Die Stimme versagt
Die Leber verweigert den Dienst
Das Herz gibt auf
Das Hirn löscht aus Erinnerung
Der Magen löst sich auf
Die Niere schwimmt fort
Die Beine knicken ein
Und das Herz gibt auf
Im Alter bist du an soviel gebunden
Im Alter ist so soviel verschwunden
Im Alter trauerst du so vielem hinterher
Im Alter trauert man um dich
Ja. Markus war sich sicher, er kannte diese Texte. Thomas hatte sie vor Jahren geschrieben und sie voll Stolz präsentiert. Genau diese Texte! Erschrocken riß er die Augen auf, als er den Keyboarder näher in Augenschein nahm: Torû!! Markus stellte das Bier ab und rannte los, sich durch die Menge drängelnd. Dann war er an der Absperrung angekommen, doch als er rüberklettern wollte, schlug ihn eine Security zurück. Markus‘ Oberlippe platzte auf und er fiel zu Boden.
Ihr seid weg
Schlaft einsam in dunkler Kammer
Was habt ihr uns getan?
Was wünschen wir von euch?
Ein paar Jahre noch
Dann sind wir ihr
Und das Herz versagt
Im Alter bist du an soviel gebunden
Im Alter ist so soviel verschwunden
Im Alter trauerst du so vielem hinterher
Im Alter trauert man um dich
Ein paar Jahre mehr
Und wir sind an eurer Stelle
Und unsere Stimme versagt
Und unser Magen löst sich auf
Und unser Hirn löscht aus
Die Erinnerung an euch
Und das Herz gibt auf
Markus lag mit dem Rücken zum Boden da uns betrachtete die Decke. Seltsame Zeichen bedeckte sie, Winkel, wie sie einfach nicht in dieser Welt vorkommen konnten, Worte, die allein sie zu denken ihm Schmerzen bereitete. Auch dies erinnerte ihn an etwas, das Thomas einst erzählt hatte.
Im Alter bist du an soviel gebunden
Im Alter ist so soviel verschwunden
Im Alter trauerst du so vielem hinterher
Im Alter trauert man um dich
Doch heute, erst heute
Wir denken unseren Teil
Stehen wir an eurem Grab
Und wünschen Maden, Würmern, Ungeziefer
Guten Appetit
Heute wurdet ihr zu Grabe getragen
Dumpfe Trauermusik der Kapelle eurer Jugend
Stumm stehen wir da
Nur ein paar Jahre
Dann folgen wir euch
Und das Herz versagt